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Meine Suche nach dem Glauben

Gnade

Was heißt es ein Christ zu sein? Was heißt es zu glauben? Was brauche ich dazu und was muss ich tun? Das sind Fragen, die mich schon früh in meinem Leben beschäftigt haben. Ich komm aus einer christlichen Gemeinde, in der man erst als Erwachsener getauft wird. Als ich etwa 9 Jahre alt war, wollte ich getauft werden, denn ich wollte Christ sein. Sie haben zu mir gesagt, ich soll noch ein bisschen warten, weil ich so jung bin. Sie wollten damit sagen, du bist noch zu jung, um so eine Entscheidung zu treffen. Ich habe verstanden: Ich glaube noch nicht richtig.

Meine Suche

Und so eine Weile später ging meine Suche los: Was kann ich tun? Wie muss ich leben? Wie glaube ich richtig? Es war eine schwierige Suche, denn so richtig die eine Antwort habe ich nicht gefunden, sondern viele kleine Dinge, auf die ich vielleicht achten könnte. Ich hab versucht so zu leben, wie ich dachte, dass es Gott gefällt. Dabei habe ich kaum Rücksicht darauf genommen, was ich fühle, will, wer oder wie ich bin. Ja das wusste ich oft selbst nicht mehr. Ich habe versucht dem Bild nachzueifern, das ich entwickelt hatte: Ein Bild von einem perfekten Christen, von einem Menschen, der gut genug ist für Gott. Das anstrengende war aber, dass mir immer mehr Sachen eingefallen sind, wie das aussehen könnte. Und dadurch wurde dieses Bild vom perfekten Christen immer unerreichbarer. Egal was ich getan habe, ich hatte das Gefühl, ich bin ungenügend. Und ich war hart zu mir und habe mich verurteilt.

Und ich wusste: So kann es nicht weiter gehen. Das kann es doch nicht Christsein sein. Das kann doch kein Glaube sein, an einen Gott der mich liebt. Deshalb habe ich beschlossen mich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen und bin ich nach dem Abi auf eine Kurzbibelschule und danach habe ich Theologie studiert.

Was Christsein nicht ist

Und Stück für Stück habe ich gelernt was Christ sein heißt. Stück für Stück habe ich gelernt was Gnade heißt. Und dass es NICHT heißt irgendeinem Bild von einem perfekten Christen zu entsprechen. Dass es nicht heißt, mich verdrehen zu müssen, um irgendwie da rein zu passen. Nein genau das bedeutet Christsein nicht.

Was ich gefunden habe

Christsein ist kein Lebensstil, kein Verhaltenskodex, Christsein ist seine Beziehung. Eine Beziehung zwischen Gott und Mensch. Aber weil wir Menschen unsere Fehler, Schwächen und Unvollkommenheiten haben, weil wir schuldig geworden sind, ist diese Beziehung zerbrochen.

Die Bibel sagt in Röm 3, 23-24 „Alle sind schuldig geworden und spiegeln nicht mehr die Herrlichkeit wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.

Gott hat von seiner Seite aus, die Beziehung geheilt. Jesus Christus hat alle Schuld, alles Leid, alle Scham auf sich genommen und ist dafür gestorben. Er hat alles aus der Welt geschafft, was zwischen uns und Gott steht. Wir können nichts dazu beitragen. Gott ist der einzige, der den ersten Schritt machen kann und uns die Hand entgegen strecken kann. Und das hat er getan.

Barfuß am Strand

Und deshalb dürfen wir jetzt so wie wir sind zu ihm kommen. Wir dürfen in Beziehung zu ihm leben. So wie wir sind: Echt, ehrlich, ohne uns zu verbiegen, ohne zu versuchen etwas zu sein, was wir nicht sind. Da darf ich kommen wie ich bin, kann loslassen, wo ich Fehler gemacht habe, denn sie werden mir vergeben. ich bin angenommen und geliebt. Und wir dürfen eine Beziehung zu Gott führen, die uns prägt, verändert, erfüllt und vieles mehr.

Und heute?

Ich bin immer noch manchmal streng mit mir und perfektionistisch. Aber in meinem tiefen Inneren weiß ich heute, ich bin gut so wie ich bin. Ich bin angenommen, aktzeptiert, unendlich wertgeschätzt und geliebt. Ich muss mich weder verdrehen noch etwas beweisen. Und ich bin nicht allein, da ist Gott, der meine Gebete hört, der zu mir redet, für mich sorgt, mich führt, mich verändert und vieles mehr. Und heute ist Christsein für mich, das Beste, das mir je passiert ist.

Wie ist das für dich? Was glaubst du?

Viele Grüße

Hannah

 

 

2 Kommentare

  1. Hannes Müller sagt

    Liebe Hannah,

    nun haben wir so lange nichts mehr voneinander gehört und dann macht mich Facebook auf deinen Blog aufmerksam. Und noch während des Lesens, hatte ich Dich wieder vor Augen :-).

    Deine Frage nach dem Christsein berührt ja etwas Tiefes, wenn man sie persönlich und in das Leben hinein stellt. In dieser Grundsätzlichkeit ist sie zunächst eine Frage nach dem Glauben als Dreh- und Angelpunkt der Selbst- und Weltwahrnehmung des Menschen. Vielleicht erklärt sich die ständige Virulenz der Frage nach dem Glaube darin, dass sie uns ständig begegnet. Ich zumindest frage mich ständig auf unterschiedlichen Ebenen, was es mit dem christlichen Glauben und dem Glauben an sich auf sich hat. Sei es für mich persönlich, für unsere zwei Jungs, in der Diskussion mit den Studierenden, mit Kolleginnen und Kollegen oder in der Denk- und Schreibarbeit am heimischen Schreibtisch. Dabei ist natürlich nicht immer die gleiche existentielle Ebene und Grundsätzlichkeit erreicht, aber sie klopft zumindest an. Ich selbst habe ein Zwischenfazit gezogen, das wahrscheinlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, aber mir eine tragfähige Hilfskonstruktion. Im Grunde habe ich das von Tillich gelernt über den ich gerade auch promoviere. Es ist zuletzt auch gar nicht so akademisch abgehoben, wie es zuerst klingen mag. Eigentlich finde ich es sehr tief. Christlicher Glaube – ich spreche nicht so gerne von Christsein – ist für mich ein Vertrauen auf das Gehaltenwerden von dem, der mich unbedingt angeht. Nun waren es so viele Worte, für so einen öden Satz. :-)

    Viele Grüße!
    Hannes

  2. Hannah Rentschler sagt

    Hey Hannes,
    Wie schön von dir zu hören! Ihr habt zwei Jungs, herzlichen Glückwunsch – auch wenn das ein bisschen spät kommt :). Und wie cool, dass du promovierst!
    Ja, ich denke auch Glaube entwickelt sich immer weiter, schon allein dadurch, dass wir den, an den wir glauben, immer besser kennen lernen und durch die Erfahrungen die wir machen. Der Satz wie du den christlichen Glauben beschreibst gefällt mir, da steckt viel drin.

    Viele Grüße
    Hannah

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