Ich liebe Stille. Ich liebe es ab und zu mal nichts zu tun. Einfach nur zu sein. In die Weite schauen oder auf dem Sofa liegen. Wenn es um mich rum still ist, dann bekommen endlich mal all meine Gedanken einen Raum. Dann sortiere ich mich, dann werde ich kreativ.
So war es nicht immer
Früher habe ich die Stille gesucht – aber nicht ausgehalten. Es wurde dann so laut und unruhig in mir und das, was da kam, war mir unangenehm. Ich dachte, dass es in der Stille doch auch still werden muss in mir. Aber so war es nicht.
Meistens habe ich dann die Stille gesucht, wenn ich Zeit mit Gott verbringen wollte. Dazu sagen wir Christen ja schließlich: „Stille Zeit“. Deshalb dachte ich, da muss ich still und ganz fokussiert auf Gott sein. Also wollte ich alle Gedanken wegdrängen, die in mir aufsteigen und mich konzentrieren, was natürlich nicht geklappt hat. Meine Gedanken wollten kommen. Sie sind ja ein Teil von mir. Also kamen sie auch. Je mehr ich sie wegdrückte, desto lauter wurden sie. Also war meine Stille Zeit mit Gott angespannt und oberflächlich statt still und entspannt. Stille Zeit war eine Leistung. Ich hatte Masken auf. Nicht nur vor Gott, auch vor mir. Ich versuchte mich auf Gebet und Bibellesen zu konzentrieren und wegzubeten, was nicht da sein sollte. Und während ich doch Gott treffen wollte, war es wie, als würde ich mich selbst nicht mitbringen.
Meine Zeit mit Gott hat ziemlich gut, meine Beziehung zu Gott gespiegelt: ich dachte, ich müsste es ihm recht machen und in ein bestimmtes Bild hineinpassen. Zum Glück ist es dabei nicht geblieben. Zum Glück konnte ich Gott besser kennen lernen. Einen Gott der mich gemacht hat, zu dem ich kommen kann wie ich bin und mit allem was mich beschäftig – also auch mit innerer Unruhe, negativen Gefühlen und lautem Gedankenchaos.
Und dann wurde die Stille ein Schatz
Heute ist meine Stille Zeit wie ein kleines Date mit Gott. Es ist meine Zeit. Ich kann einfach sein. Mit allem was gerade in mir stürmt, tobt, kämpft oder auch sich freut und genießt. Es ist wie ein nach Hause kommen, ein Treffen mit dem besten Freund, wo alle Masken fallen und ich sein kann wie ich bin, aushalten kann, was in mir ist.
Nach außen sieht meine Stille Zeit heute ähnlich aus wie früher, aber in mir drin ist sie anders. Damals empfand ich Leistungsdruck, heute tanke ich auf und fühle mich gesehen. Damals kämpfte ich gegen meine Gefühle, heute kann ich einfach alles rauslassen, wahrnehmen, aushalten und ihnen auf die Spur gehen. Damals dachte ich, ich müsste mich passend machen für Gott, heute weiß ich er hält mich aus, mit all dem was ich nicht aushalte.
Der Unterschied ist in meinem Herzen und in meiner Beziehung zu Gott. Heute weiß ich, ich genüge. Und all die Gedanken und Gefühle gehören zu mir. Und wo gehören sie denn hin, wenn nicht in die Zeit mit meinem Gott. So ist Stille für mich zu einem Schatz geworden. Egal ob ich die Stille suche um gezielt Zeit mit Gott zu verbringen oder einfach nur so.
Stille gibt mir Raum auf mich zu hören, die Ruhe es mit Gott durchzuquatschen, die Möglichkeit zu entspannen und loszulassen und einfach zu sein.
Erzähl doch gerne in den Kommentaren, was sind deine Erfahrungen mit der Stille oder der Stillen Zeit?
So gut und ehrlich! Ja, ich glaube so ähnlich geht es vielen in unserer Generation. Früher dachte ich auch, ich muss irgendein Heft dazu lesen und möglichst keinen Tag darin auslassen. Heute schlage ich meist einfach meine Bibel auf, lese drauf los und bespreche mit Gott was mir in den Sinn kommt. Wie gut, dass wir da (genauso wie in der Erziehung) umdenken dürfen und dazulernen und dann auch einfach SEIN in Seiner Gegenwart.
Oh ja das stimmt!